Bunte Gewänder, die im Wind flattern, duftende Gerüche aus Kesseln, die über Holzfeuer hängen, flanierende Gewandete, feilschende Kunden im Gespräch mit Händlern, Gaukler, Bettler und Handwerkerstände — keine Frage, der Markt des Spectaculums ist das Herzstück der Veranstaltung. Hier erreicht das quirlige Treiben seinen bunten Höhepunkt und hier kann man komplett eintauchen in die mittelalterliche Welt, sich einfach treiben lassen und staunen. Sogar ein Badehaus erwartet die Besucher.
An rund hundert Ständen werden während der drei Tage Schmuck, Gewandungen, Lederarbeiten, Leckereien und Ähnliches angeboten: Beim ersten Mal, das weiß Mitinitiator Klaus Susemichel noch sehr genau, waren es gerade mal zwanzig. Vier Wochen lang hatte er — damals ohne jegliche Kontakte in die Szene — Händler dafür zu gewinnen versucht, nach Worms zu einem neuen Mittelalterfest zu kommen.
Das gelang dem Veranstaltungsmanager auch, denn „Events organisiert“ hat Klaus Susemichel schon immer, aber eben beruflich. Und die Bande zur Mittelalterszene wurden 2000 gerade erst vorsichtig geknüpft. Heute ist „Dietleib von Löwensteyn“ ein Urgestein der Szene. Bis 2024 war Klaus Susemichel als Marktmeister bemüht, das Fest attraktiv und familienfreundlich unter mittelalterlichen Gesichtspunkten zu gestalten.
Zusammen mit Hajo Vogt plante der ehemalige Marktmeister stets mindestens ein halbes Jahr im Voraus das nächste Spectaculum. Über tausend Bewerbungen aus ganz Deutschland gehen jedes Jahr für die rund hundert Stellplätze im Wormser Wäldchen ein.
Ähnlich wie der Trossmeister im Lager schaut die Marktmeisterei bei der Auswahl der Stände auch auf die Qualität der historischen Darstellung bzw. achten auf ein ausgewogenes Angebot an Produkten. Ein Schmuckhändler, der seine Ketten in Plastikschachteln anbietet, wird sicherlich keine Zulassung bekommen. Gerade diese Liebe zum Detail, der herzliche Umgangston und die gelungene Kombination von Markt und Lager werden von den zumeist professionellen Händlern immer wieder gelobt. Und auch die Umsätze scheinen zu stimmen, denn oftmals sind einzelne Stände bereits am Sonntagnachmittag leergekauft.
Ebenfalls an allen Tagen werden alte Handwerkskünste wie Holz- und Hornschnitzen, Bogenbau, Korbflechten, Steinhauen sowie Schmiede- und Lederarbeiten vorgestellt. Am „Stand der Handwirkerinnen“ können alte Handarbeitstechniken bewundert werden: Dort entstehen Klöppelspitzen, wird Wolle hergestellt, Bänder getündelt oder Borten gewebt. Die Ideen für ihre Arbeiten finden die zehn Damen und zwei Herren in historischen Büchern, auf Märkten und im Austausch mit Gleichgesinnten. Gebaut hat den Stand übrigens der Baumeister des Markts, Dieter Christmann, für den die Gruppe regelmäßig im Einsatz ist. Wenn es Fahnen und Banner zu nähen gibt oder Wimpel für Absperrungen gebraucht werden — bei den „Handwirkerinnen“ findet Christmann immer Unterstützung.
Ergänzt wird der Markt durch verschiedene Essensstände bzw. Tavernen. Auch beim Essen ist man übrigens um historische Korrektheit bemüht: So findet man wie bei anderen Veranstaltungten dieser Größenordnung zwar Bratwürste und Steaks, vergeblich suchen wird man aber in der Regel Kartoffel- und Paprikagerichte, waren beide Lebensmittel doch im Mittelalter noch nicht in Deutschland bekannt. Dafür gibt es für Hungrige auch Leckereien wie Stock- und Fladenbrote, Brotsuppen oder Falafel. Ehrensache ist es ebenfalls, dass Getränke nur in Tonkrügen und nicht in Plastikbechern ausgeschenkt werden.