Natürlich kann man alles kaufen, was man braucht, um in die mittelalterliche Zeit einzutauchen. Man kann aber auch Gewänder und Lederbeutel nach historischen Vorlagen und eigenen Vorstellungen selbst schneidern, man kann Bestecke schnitzen, Kleidertruhen und Laternen bauen sowie Waffen und andere Gebrauchsgegenstände selbst herstellen. Und genau das tun auch sehr viele der Aktiven, die gerade diese kreative Entfaltungsmöglichkeit an ihrem Hobby lieben und über Wochen an ihrer Ausstattung und den Lagerrequisiten arbeiten.
Einer, der genau diesen Aspekt in ganz besonderem Maße auslebt, ist Dieter Christmann. Der gelernte Schreiner ist als Baumeister des Spectaculums im Organisationsteam für alles zuständig, was für die Großveranstaltung nach historischem Vorbild gebaut oder verkleidet werden muss, seien es Überdachungen, Absperrungen, Fahnenstangen oder ganze Stände wie der Handwirkerinnenstand. Dabei orientiert er sich kaum an Bauplänen — zumeist sind ohnehin keine überliefert —, sondern entwickelt selbst Ideen und Bauskizzen.
Monatelang wird im Vorfeld eines jeden Spectaculums von einem Helferteam aus dem Kreis der „Freien Gewandeten zu Worms“ bei Christmanns repariert und gebaut. Oft stoßen zu den Männern auch die Ehefrauen dazu und helfen beim Anstreichen oder Nähen von Fahnen und Wimpeln. Dass bei solchen Treffen auch das Gesellige und der Austausch nicht zu kurz kommen, ist natürlich Ehrensache.
Gerade für die jungen Besucher gibt es Dank Christmanns zweitem Aufgabengebiet auf dem Spectaculum viel zu Entdecken, Staunen und Ausprobieren: Als „Kindsvogt“ kümmert er sich nämlich zusätzlich um das Kinderprogramm. Ein selbst gebautes mittelalterliches Karussell begeistert die Kleinen genauso wie das von ihm entwickelte Ring-Wurf-Spiel oder die Fahrt im großen Holzschiff über den gesamten Platz. Dieses Schiff war ursprünglich von ihm für die mittelalterliche Inszenierung im Rahmen der Kultursommer-Eröffnung in Worms 2009 gebaut worden. Mittlerweile hat das rollende Gefährt eine neue Bestimmung gefunden: Zu viert ziehen er und seine Freunde jährlich und an allen drei Tagen die schwere Holzkonstruktion Runde für Runde über den Platz, um den kleinen Mitfahrern Freude zu bereiten.
Neben Christmanns historischen Spielgeräten laden aber auch noch andere Stationen die jungen Besucher zum Verweilen ein: Im Zelt des „Puppentheaters 1001“ oder dem der „Leiselheimer Kesselhexen“ können Große und Kleine sich mal dem Trubel des Marktes für eine Weile entziehen und in Traumwelten entführen lassen.